Kyudo (japanisch: 弓道) bedeutet wörtlich „Der Weg des Bogens“ und ist weit mehr als nur eine Schießsportart. Es handelt sich um eine traditionelle japanische Kampfkunst, die Körper, Geist und Haltung in Einklang bringt. In Kyudo geht es nicht primär ums Treffen eines Ziels, sondern um innere Ruhe, Achtsamkeit und Perfektion im Augenblick.
Ursprung & Geschichte
Kyudo entwickelte sich aus dem japanischen Bogenschießen der Samurai-Zeit. Ursprünglich war es Teil der Kriegskunst (Kyujutsu), wurde aber mit der Zeit zu einer meditativen Disziplin weiterentwickelt. Heute wird Kyudo weltweit von Menschen praktiziert, die im Schuss nicht nur Technik, sondern auch einen spirituellen Weg (Do) suchen.
Der japanische Bogen: Yumi
Ein besonderes Merkmal im Kyudo ist der asymmetrische Bogen, der Yumi. Er ist deutlich länger als westliche Bögen (bis zu 2,30 m) und wird unterhalb der Mitte gegriffen. Diese Form hat sich über Jahrhunderte bewährt – ursprünglich für das Schießen vom Pferd aus. Die Pfeile (Ya) werden individuell an Körpergröße und Bogen angepasst.
Die acht Phasen des Schusses – Hassetsu
Im Kyudo gibt es einen ritualisierten Ablauf des Schusses, der aus acht klar definierten Phasen besteht:
- Ashibumi – Fußstellung einnehmen
- Dozukuri – Haltung aufbauen
- Yugamae – Bogen vorbereiten
- Uchiokoshi – Anheben des Bogens
- Hikiwake – Ausziehen
- Kai – Zielphase, innere Ruhe
- Hanare – Loslassen des Pfeils
- Zanshin – Nachklang, geistige Haltung nach dem Schuss
Jede dieser Phasen wird mit höchster Konzentration, Präzision und innerer Ruhe ausgeführt – unabhängig davon, ob das Ziel getroffen wird.
Kyudo als Weg der Selbstkultivierung
Im Zentrum steht nicht der sportliche Wettkampf, sondern die geistige Schulung:
- Geduld & Disziplin
- Bewusstsein für Körper & Haltung
- Respekt gegenüber Material, Raum und Mitmenschen
- Loslassen von Leistungsdenken
Viele Kyudoka (Kyudo-Praktizierende) sehen das Schießen als eine Form bewegter Meditation – ein Moment der Klarheit und Selbstbeobachtung.
Kyudo heute
Kyudo wird weltweit praktiziert, oft in traditionellen Dojos mit Holzfußboden und Zielscheiben (Mato) in 28 m Entfernung. Es gibt Gürtelprüfungen (ähnlich wie in anderen Budokünsten), aber keine direkten Zweikämpfe. Auch Menschen ohne sportlichen Ehrgeiz finden in Kyudo eine tiefgehende, lebensbegleitende Praxis.
Fazit: Der Weg, nicht nur das Ziel
Kyudo ist ein faszinierender Teil der japanischen Kultur – eine Mischung aus Kampfkunst, Philosophie und Meditation. Wer sich darauf einlässt, lernt nicht nur, einen Pfeil zu schießen, sondern sich selbst im Moment zu finden.
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